rent my mind - Kreative Ideen rund ums Leben
                rent my mind -Kreative Ideen rund ums Leben

Lesezeit ca. 10 Minuten

A U T O P I L O T

Emotionen, die körperlichen Reaktionen, die unseren Gefühlen zu Grunde liegen, sind unser Motor, unser Antrieb.

 

Sie, also nicht Sie, sondern sie, die Emotionen, entscheiden darüber, wie wir auf etwas reagieren, wie wir uns verhalten, was wir tun oder lassen. Was für Beziehungen wir ein-, welcher Arbeit wir nachgehen. Wann und ob wir essen, was und wie viel wir trinken, wann wir zu Bett gehen, ob wir einen Arzt aufsuchen, regelmäßig Zähneputzen, welche Kleidung wir anziehen, ...

 

Ich könnte diese Liste endlos fortsetzen, denn egal bei was – Emotionen sind immer mit im Spiel und damit auch die Geschichten, die wir uns zu unseren Emotionen erzählen, unsere Gefühle.

 

Unsere Gefühlswelten können unterschiedlich vielfältig sein, die eine Gefühlspalette bunter als die andere, doch das ändert nichts an dem Umstand, dass wir alle 24 Stunden am Tag Emotionen haben. Die meiste Zeit jedoch von uns unbemerkt. Es bedarf eben einer gewissen „Lautstärke“, dass wir sie auch bewusst wahrnehmen.

 

Wie fühlen Sie sich gerade?

 

All die, die uns nicht aus unserem Gleichgewicht bringen, weder in die eine noch in die andere Richtung, gehen an unserem Bewusstsein vorbei. Wir bemerken sie nicht. Es sei denn, wir werden ernsthaft, und nicht nur im Vorbeigehen, danach gefragt und horchen in uns hinein. Konnten Sie die Frage gerade beantworten?

 

Würden wir uns ununterbrochen mit unseren emotionalen Regungen beschäftigen müssen - wir würden zu nichts anderem mehr kommen.

 

Es ist also sehr sinnvoll, dass unser Gehirn für uns eine Vorauswahl trifft und uns im Idealfall nicht mit zu viel unwichtigen Angelegenheiten, in Form von körperlichen Veränderungen und Regungen, belästigt.

 

Wen interessiert es schon, ob die Körpertemperatur gerade mal 0,1 Grad niedriger ist oder das Herz fünf Mal mehr in der Minute schlägt.

 

Wir werden unseren Emotionen dann erst gewahr, wenn unser Gehirn deren Lautstärke hochdreht: Unser Herz merklich schneller oder langsamer klopft, unsere Körpertemperatur steigt, dass uns heiß wird, sie fällt und wir anfangen zu bibbern, unser Magen knurrt, uns die Augen zufallen, wir Schmetterlinge im Bauch haben.

 

Und besonders schnell ist es am Lautstärkeregler zugange, wenn uns „Gefahr“ drohen könnte (Konjunktiv!). Macht Sinn, denn schließlich, will es uns vor jeglichen Gefahren schützen. Es unterschiedet dabei aber eben nicht, ob uns eine echte (Lebens-)Gefahr droht oder es sich für uns nur so anfühlt.

In der heutigen Zeit kommen wir allerdings eher selten in Situationen, in denen unser Leben tatsächlich in Gefahr ist.

Wenn wir doch in eine solche geraten sollten, dann ist das System, mit dem wir handeln, bevor wir überhaupt mit dem Denken anfangen können, unser „schnelles System“, immer noch ein Segen – der Autopilot.

 

In dem Modus „Autopilot“ cruisen wir die meiste Zeit durch unser Leben - lässig und bequem sitzend, mit einem Ellenbogen aus dem Fenster, bei 15km/h, immer dieselben Wege. Denn auf diesen Wegen sind die Gefahren bereits im Autopiloten eingespeichert und wir müssen nichts weiter tun.

Machen wir immer so, werden wir immer so machen. Wir sind halt so.

 

Der Autopilot umfährt sie oder fährt sie um, ohne, dass wir es merken. Vielleicht ruckelt es mal, doch deshalb stellen wir noch längst nicht den für uns so angenehmen Modus aus.

 

Unser Gehirn sorgt sogar dafür, dass wir eher selten auf die Idee kommen ihn auszuschalten. Ohne ihn zu fahren kostet uns mehr Energie. (Nach-)Denken ist „teuer“ und unser Gehirn ein Sparfuchs.

 

Ab und an, wenn das Leben eine größere Baustelle auf unserem gut eingefahrenen Weg eingerichtet hat, die unser Autopilot dann doch noch nicht kennt, müss(t)en wir eigentlich das Steuer doch mal selbst in die Hand nehmen.

 

In solchen Momenten sind wir jedoch gerne auch mal überfordert, da wir aus der Übung sind, selbst die Richtung zu bestimmen: Rechts? Links? Einfach drauf zu? In die Eisen gehen? Was sollen wir machen??? Hilfe!!!!

 

Haben wir zu lange vor Schreck die Hände nicht am Lenkrad, springt der Autopilotmodus wieder an und übernimmt. Da ihm dann nur wenig Zeit zur Verfügung steht, um zu entscheiden, was getan werden muss, checkt er schnell ab, ob er schon mal mit einer ähnlichen Baustelle zu tun gehabt hat und wählt dann das entsprechende Programm. Kann gut gehen, muss aber nicht.

 

Was hat das nun mit unseren Gefühlen zu tun? Vieles, was unser Gehirn als potentielle Gefahr identifiziert, sind nun mal „nur“ gefühlte Gefahren und bedrohen nicht tatsächlich unsere Existenz.

Und doch nutzen wir tagtäglich die altbekannten und erfolgreichen Mechanismen bei Gefahr: Kampf oder Flucht, und manchmal bleibt uns nichts weiter übrig als zu erstarren, wie das Kaninchen vor der Schlange.

 

Heutzutage nutzen wird jedoch moderne Kampfmethoden (Instagram eignet sich übrigens hervorragend für diesen Zweck) oder mit der neusten Technik ausgestatte Fluchtfahrzeuge (auch hierfür ist das Internet mit seiner Scheinwelt bestens geeignet).

 

Kampf oder Flucht sind allerdings oft so verkleidet, dass wir sie nicht unbedingt als ein Mittel zur Gefahrenabwehr begreifen. Weder ob wir sie nutzen oder unser Gegenüber.

 

Damit sind also nicht nur die meisten Gefahren, denen wir mittlerweile ausgesetzt sind, tendenziell „unsichtbar“ für uns, weil sie sich eben nur in einem Gefühl und nicht mehr in einem Säbelzahntiger zeigen. Auch unsere (eigenen) Abwehr- oder Fluchtmethoden gehen an unserem Bewusstsein vorbei.

 

Und nicht nur ab und an, sondern viel zu oft (und dazu meist noch überflüssigerweise) im Kampf- oder Fluchtmodus zu sein, zerrt an unseren Kräften, zieht unbemerkt kontinuierlich Energie, kostet unsere wertvolle (Lebens-)Zeit.

 

Vielleicht wird auch deshalb „Erstarren“ als Reaktion auf die vielen unsichtbaren Gefahren immer „beliebter“ – Burn Out, depressive Phasen, Antriebslosigkeit, Erschöpfung, ....

 

Denn die viele kleinen gefühlten Gefahren können sich potenzieren (bis der letzte Tropfen das Fass gefüllt hat) und uns in eine Situation bringen, in denen wir nicht mehr die Kraft haben zu kämpfen oder zu fliehen. Die eigentlich jetzt nötige Energie haben wir zuvor, ohne dass wir es gemerkt haben, bei den vielen von uns unbemerkt ausgetragenen Kämpfen und den vielen Fluchten, vergeudet.

 

Gefahr bedeutet für uns letztlich alles, was uns kein „gutes“, kein „positives“ Gefühl gibt. Die Situationen, in denen wir uns unwohl fühlen, sind gefährlich. In diese Richtung wollen wir auf gar keinen Fall aus dem Gleichgewicht gebracht werden. Das macht uns Angst.

 

Und ja liebe Männer, auch ihr habt Angst. Muss keiner wissen, daher werde ich es auch niemanden verraten. Ihr könnt dieses „undeutliche Gefühl der Bedrohung“ (Definition lt. Duden) auch weiterhin mehr oder weniger gekonnt überspielen. Seit zumindest bitte ehrlich zu euch selbst und gesteht euch dieses Gefühl zu. Es ist normal!

Da wir nur selten in der Situation sind, dass unsere Grundbedürfnisse – Essen, Trinken und Schlaf – nicht gestillt sind, fängt für uns die unsichtbare Gefahr meist erst bei den sogenannten „Sicherheitsbedürfnissen“ an und arbeitet sich weiter durch die menschlichen Bedürfnisse – Soziale Bedürfnisse, Ich-Bedürfnisse und als letztes die Selbstverwirklichung.

 

Die ersten drei Bedürfnisse: Grund-, Sicherheits- und Soziale Bedürfnisse, haben wir alle. Sie sind in uns einprogrammiert, ob wir damit einverstanden sind oder nicht.

 

Die letzten beiden Bedürfnisstufen erreichen viele Menschen erst gar nicht, da sie ihre Zeit damit verbringen (müssen), die zum Überleben wichtigeren Bedürfnisse zu befriedigen. Dazu zählen auch stabile zwischenmenschliche Beziehungen.

 

Natürlich in haben wir diese Bedürfnisse in unterschiedlicher Ausprägung. Nicht jeder braucht ein Schwein auf Toast, um sich satt zu fühlen (um tatsächlich satt zu sein, braucht es übrigens meist viel weniger als wir es fühlen, wie wir nicht nur am Strand zu sehen bekommen). Auch braucht nicht jeder acht Stunden Schlaf, um ausgeruht zu sein.

 

Aber Schlaf braucht jeder! Wir müssen irgendwann schlafen. Alle anderen Bedürfnisse sind (uns) egal, wenn wir müde sind. Selbst das einzig wirkliche „Müssen“ wird versucht zu ignorieren, bis wir dann wirklich nicht mehr anders können, das Bett verlassen und müssen.

 

Sind wir ausreichend satt und ausgeruht, können wir uns um unser Sicherheitsbedürfnis kümmern und erst wenn das für uns angemessen erfüllt ist, können wir uns mit unseren Sozialen Bedürfnissen beschäftigen. Eins nach dem anderen, überspringen ist nicht drin.

 

Das erklärt vielleicht auch, warum Eifersucht ein Beziehungskiller ist. Sicherheit geht vor! Und solange wir uns nicht sicher genug fühlen, egal aus welchen Gründen, können wir keine wirklich guten Beziehungen führen, da wir uns vorrangig mit dem Bedürfnis nach Sicherheit beschäftigen. Und Kontrolle ist dabei ein ganz entscheidender Punkt. Doch dazu an anderer Stelle mehr.

 

Wer neugierig ist, das Bedürfnis verspürt, kann nach der „Maslowsche Bedürfnispyramide“ im Internet schauen.

 

Was brauchen wir, um uns sicher zu fühlen? Zum Beispiel eine Arbeit, mit der wir mindestens so viel Geld verdienen, um unsere Grundbedürfnisse befriedigt zu wissen.

 

Uns treibt vielleicht die mehr oder meist weniger berechtigte Sorge um und an, dass wir unseren Job verlieren könnten. Machen deshalb zig Überstunden, Arbeit für Zehn, bleiben trotz Krankheit nicht im Bett, verschieben den Urlaub oder brechen ihn sogar ab, sind immer erreichbar, fragen nicht nach der längst fälligen Gehaltserhöhung, ... Warum? Oder besser gefragt: Wozu?

 

Haben wir vielleicht einen Lebensstandard, den wir unbedingt halten wollen oder eben gefühlt halten müssen?

Brauchen wir ein repräsentatives Haus, ein dickes Auto, immer das neuste Smartphone oder sichtbar teure Kleidung, um wer zu sein? Müssen wir wirklich mindestens drei Mal im Jahr in den Urlaub auf die Insel fliegen, um runterzukommen? Müssen wir die größten Partys veranstalten, alle ständig auf ein Getränk einladen, um gemocht zu werden?

 

Ja? Möglichweise? Ganz vielleicht? Nicht ganz so, aber irgendwie doch?

 

Dass wir für unser Selbstbewusstsein, unser Selbstwertgefühl materielle Dinge haben müssen, diesen Umstand müssten wir uns selbst erst einmal eingestehen, um die daraus resultierenden möglichen „Gefahren“ auch bewusst wahrnehmen zu können.

 

Verneinen wir es rigoros, dann bleibt die „Gefahr“ auf jeden Fall im Untergrund und treibt dort unbehelligt ihr Unwesen. Was sie dann mit uns macht, zu welchem Verhalten sie uns treibt, zu welchen Entscheidungen... Wir wissen es nicht und können deshalb auch nichts dagegen tun.

 

Und das ist irgendwie ja auch blöd. Denn es besteht die (große) Chance, dass wir dadurch etwas machen, was zu unserem ganz persönlichen Nachteil ist. Möglichweise auch zum Nachteil Anderer.

 

Wenn niemand einen echten, und nicht nur einen gefühlten Vorteil aus (s)einem Verhalten zieht, es daher letztlich zum Nachteil aller ist, dann nennt man das: Dummheit. (siehe Chipollas „Gesetze der Dummheit“)

Wo Bedürfnisse sind, ist auch meist immer ein Mangel. Denn es wird wohl nie der Zeitpunkt kommen, an dem all unsere Bedürfnisse erfüllt sind. Irgendwas fehlt (uns) immer. Und gerade das Gefühl eines Mangels können wir nur schwer aushalten.

 

Einen Mangel zu beseitigen,

ist wohl unser größter Antrieb für unsere Handlungen und Entscheidungen.

 

Manchmal kommen wir auf die Spur unserer Bedürfnisse, wenn wir den Mangelgefühlen folgen. Sie verraten uns sehr viel darüber, was wir uns wünschen, was wir brauchen, was wir wollen. Schauen Sie doch mal, wenn Sie mögen, etwas genauer hin, wenn Sie sich das nächste Mal über etwas oder jemanden ärgern.

 

Ärger sagt uns sehr deutlich, dass gerade etwas passiert, was wir nicht mögen. Haben Sie sich schon mal gefragt, was sie stattdessen lieber wollen? Und ganz verrückt, es auch kommuniziert?

 

Tatsächlich machen wir es eher selten. Wir steigern uns mehr in den Ärger hinein, schimpfen, äußern wiederholt, dass wir das jetzt nicht wollen. Vergessen oft nur vor lauter Ärger, darüber nachzudenken, was wir wollen. Was uns nicht ärgern würde, was dafür sorgen würde, dass unser Ärger verraucht.

 

Ärger ist also ein super Gefühl! Es verrät uns eine ganze Menge über unsere Bedürfnisse, wenn wir sein volles Potential ausschöpfen und nicht auf halben Weg anhalten.

 

Nutzen Sie die Informationen, die Ihnen das Gefühl gibt!

 

Besonders runtergeschluckter Ärger, also der, der weder geäußert, noch dessen Information genutzt wird, sorgt dafür, dass wir irgendwann explodieren, so richtig wütend werden und mit der Faust auf den Tisch hauen: „Jetzt reicht es mir aber wirklich!“.

 

Ich kenne viele, die von sich sagen, dass sie lange ihren Mund halten. Wenn sie ihn aber aufmachen, dann... Nicht sonderlich sinnvoll!

 

Denn mit Wut im Bauch wird es schwer vernünftig zu kommunizieren. Sie sagt uns, dass uns etwas (oder eben die vielen kleinen Ärgernisse der vergangenen Tage, Monate, Jahre) mal so richtig gegen den Strich geht und wir das nur abgestellt wissen wollen – alternativlos.

 

Ein sehr ungünstiger Ausgangpunkt, um gemeinsam eine Lösung zu finden, die für alle Beteiligten tragbar ist. Eher heißt es dann: „Lassen wir das. Ist auch egal.

 

Bedürfnis und Mangel sowie Gefühl sind so eng miteinander verknüpft, dass sie nicht ohne einander existieren können. Kennen wir unsere Bedürfnisse und unsere Schlaglöcher (Mangel) nicht oder lediglich oberflächlich, laufen wir Gefahr, dass wir unsere Gefühle falsch deuten.

 

Auch wenn es so oder so immer nur Geschichten sind:

Je realistischer wir sie uns erzählen, desto besser für uns. Denn sind unsere Handlungen oder Reaktionen einer Situation nicht angemessen, haben wir ziemlich sicher mehr Stress als nötig gewesen wäre, vergeuden Zeit, erreichen nicht das, was wir eigentlich erreichen woll(t)en.

 

Ein wohl allen bekanntes, alltägliches Beispiel:

Wir streiten uns über den noch immer nicht (und ich habe dich heute bestimmt schon das dritte Mal drum gebeten) rausgebrachten Müll, obwohl es, seien wir mal ehrlich, fast nie wirklich um den Müll geht.

 

Denn bevor ich mich über eine dünne Plastiktüte mit stinkendem Inhalt streite, bringe ich den lieber selbst vor die Tür. So schlimm ist das nun auch nicht. Drei Minuten Aufwand, wenn überhaupt.

 

Also um was geht es tatsächlich?

Worum wollen wir unseren Mitbewohner / Partner eigentlich bitten?

Was fehlt uns wirklich?

Aufmerksamkeit? Wertschätzung? Unterstützung?

 

Fragen, die sich (vielleicht erst einmal selbst, in einer ruhigen Minute bei leerem Mülleimer) stellen könn(t)en, bevor sie sich das nächste Mal über den vollen Mülleimer streiten.

 

Sich dafür die Zeit zu nehmen, die Energie für das Nachdenken darüber aufzuwenden, lohnt sich! Jedenfalls dann, wenn man nicht das Bedürfnis hat Zeit und Energie immer wieder zu vergeuden, weil man über Dinge streitet, um die es einem eigentlich gar nicht geht.

 

OKTOBER 2023

Kontakt

schriftlich

info@rent-my-mind.de

telefonisch

0151 50 31 77 99

INSTAGRAM

rentmymind4u